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Geschichte

Abb. 1 Kartenausschnitt von 1801, aus: Ramm, „Schenefeld in Mittelholstein“, 1993, überarbeitet von R. Heesch, 2022

„Ist Schenefeld im Kreis Steinburg die älteste Siedlung in Schleswig-Holstein?“

Im Jahre 2022 gingen Archäologen und Bürger in einer gemeinsamen Aktion, „Schenefeld gräbt aus“, dieser Frage nach. Gemeinsames Fazit nach der Aktion: „Die von Adam von Bremen 1076 in seiner „Hamburgischen Kirchengeschichte“   erwähnte frühmittelalterliche Mutterkirche der Holsteiner ist vorhanden und lässt auf kontinuierliche Besiedlung Schenefelds schließen!“

Die Namensgebung von Scanafeld, wie Schenefeld nach Adam von Bremen im frühen 8. Jahrh. hieß, geht auf die christliche Mission Karls des Großen im nordelbischen Holstengau zurück. Der Kaiser hatte vor 809 Kundschafter nach Holstein geschickt, um einen Platz mitten im Gau zu suchen, auf dem man eine Stadt gründen konnte. Sein Ziel war es:  seine Reichsgrenze von der Elbe über das sächsische Nordelbien hinaus, an die Eider zu verlegen Er wollte ein für alle Mal die Unruhen in diesem nördlichen Grenzbereich durch den dänischen König beenden. Altholstein war damals Eichenmischwaldland, wie Kulturinseln lagen darin die Wirtschaftshöfe der „Holsati“ (Waldbewohner).

Nach der Rückkehr der Kundschafter beauftragte Kaisers Karl 809   den sächsischen Grafen Egbert, mit einem Trupp geeigneter Menschen über die Elbe zu gehen, um das erkundete und gefundene Land für eine Stadtgründung in Besitz zunehmen. Die Inbesitznahme erfolgte um den 15 März 809 durch den Baubeginn eines fränkischen Kastells an der Stör auf dem Esesfelde. Ab sofort kontrollierte von hier aus einer fränkischen Besatzung die Bekaumündung in die Stör, den Hauptwasserweg in das Hinterland des Holstengaues. Egbert und weitere fränkische Grafen schlossen mit den Dänen einen Friedensvertrag.  Der nun am Verlauf der Eider die fränkische Reichsgrenze festschrieb. Die Nordelbinger, darunter die Holsten, wurden dadurch nach fränkischem Recht zwangsmissioniert und erhielten damit das uneingeschränkte Bürgerrecht der Franken. Das genannte Recht forderte unter anderem auch den sonntäglichen Kirchgang von seinen Bürgern. Um dieses zu ermöglichen stiftete Kaiser Karl jedem Gau in Nordelbien eine, von ihm so benannte, Mutterkirche.

Im Hinterland auf dem Feld mit einem zungenförmigen vorspringenden Waldstück (die fränkischen Kundschafter nannten es Scanafeld) lag nach archäologischem Befund um 800 ein sächsischer Wirtschaftshof eines Holsteiner Grafen. Davor auf dem „Breiten Felde“(das Feld auf dem die geplante Stadt gebaut werden sollte), in dessen Mittelpunkt das fränkische Denkmal Krinkberg steht setzte an dessen nördlichem Ende ein Bautrupp, um dem Grafen Egbert, nach 811 die Mutterkirche der Holsten. Die Bischof Willerich aus Bremen darauf mit den Reliquien des   Heiligen Bonifatius weihte. Damit wurde der Holstengau dem Bremer Bistum zinspflichtig.

Hier beginnt die dörfliche   Entwicklung des Zentralortes Schenefeld (Abb. I). Auf der Scanafelder Seite einfache Heideland- und Waldwirtschaft der sächsischen Waldbewohner. Auf der anderen Seite auf dem Breiten Felde, getrennt durch das Fließgewässer Meiereibach, der zielorientierte Pfarrhof mit seinem Kulturland der Dreifelderwirtschaft. Der unter Anleitung kirchlicher Strukturen wirkte. Das Gemeine, der lichte Eichenmischwald wurde als Hutewald und Holzlieferant gemeinsam genutzt.

Am 28. Januar 814 starb Karl der Große, sein Nachfolger Ludwig der Fromme verwarf den Plan auf dem Breiten Felde eine Stadt zu bauen und zog seine Truppen zurück. Die sächsischen Grafen bauten sich danach zum Schutze ihrer Bevölkerung, an strategisch wichtigen Plätzen, Rundwallburgen (Fluchtburgen, z.B. Kaaksburg). Um Schenefeld entstanden im Holsteingau in der Mutterkirchenzeit nach Helmold von Bosau eine: „einst an Kirchen und Einwohnern reichgesegnetete Landschaft“

 1032 zerstören slavische Abodriten diese Idylle. Die Fluchtburgen und Kirchen wurden zerstört.   Auch der Zentralort Schenefeld blieb nicht verschont, St.  Bonifatius, die fränkische Mutterkirche, wird bis auf das Mauerwerk niedergebrannt und ihre Geistlichen brutal ermordet. Sie blieb knapp 100 Jahre als Ruine stehen. Schenefeld wurde eine Wüstung, räuberische Slaven durchstreiften das Land. Teile der christlichen Bevölkerung flohen   in die Elbmarschen, andere Teile wandten sich von dem Christentum ab und fielen ins Heidentum zurück.

Etwa um 1120 wird unter Vizelin (entsandt vom Bistum Bremen) ein neuer Kirchentyp (Vizelins Kirche) auf den Ruinenmauern der karolingischen Mutterkirche in Schenefeld gebaut. Nachkommen von den Geflohenen aus den Elbmarschen sind mit Vizelin nach Schenefeld zurückgekehrt und erneuerten ihren ererbten Besitz von den Ahnen. Vizelin organisierte das kirchliche Leben neu, Schenefeld wurde Kirchenort und Marktflecken   im Großkirchspiel von „Haal bit Vaal“. Der jährlich widerkehrende Kram- und Viehmarkt   wurde nun zweimal im Jahr (3.Mai und 11. Oktober) auf dem Marktplatz nördlich der Bonifatiuskirche abgehalten. Der entwickelte   sich und wurde für die Region weit über die Grenzen des Kirchspiels Schenefeld hinaus bekannt. In der Frühen Neuzeit, an den Markttagen, füllte sich das ganze Dorf (ähnlich, in abgeschwächter Form, dem heutigen Wacken Open Air‘s). Unter Einfluss dieser Begebenheit haben sich ab dem 12. Jahrhundert Hökerläden und Handwerksmeisterbetriebe in kleinen Katen an der Holstenstraße und Marktstraße angesiedelt.

1628 im Dreißigjährigen Krieg brannte durch Blitzschlag der Dachstuhl der Bonifatiuskirche nieder. Der Diakon Grodthusen sprach von einem Gottesgericht, - die feindlichen Landsknechte verließen danach fluchtartig den Ort des Geschehens und zogen gen Rendsburg weiter. Die Epitaphe Grodthusen und Twachtmann im Chorraum der Bonifatiuskirche bezeugen bis heute diesen Vorgang.

 Das Großkirchspiel Schenefeld wurde durch weitere Kirchengründungen im Folgenden zunehmend verkleinert, zuletzt 1862 durch die neuen Kirchen in Wacken und Todenbüttel. Das ursprünglich kleine landwirtschaftlich geprägte Katendorf entwickelte sich in der Neuzeit, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg, zum größeren Haufendorf mit zunehmendem
Dienstleistungsgewerbe. Wobei sich der Einfluss der Landwirtschaft durch den Bau der im Juni 1989 freigegebenen A23 in die Nahbereichsorte verlagerte.

1970 wurde Schenefeld ländlicher Zentralort des Amtes Schenefeld. Der weltliche Lebensstil hat den kirchlichen Einfluss im Wesentlichen auf die Seelsorge zurückgedrängt, aber noch heute steht das über 1200 Jahre alte Bauwerk -  Bonifatiuskirche -   inmitten der Gemeinde Schenefeld und ihre Nordmauer zeigt immer noch  das Gesicht der Mutterkirche aus karolingischer Zeit.  

Verfasst von: Reinhard Heesch 2023
 

Literatur

Ramm Heinz, Schenefeld in Mittelholstein, 1993, Eigenverlag

Buhmann Hans, Schenefeld im 19. und 20. Jahrhundert, Neumünster 2001.

Heesch Reinhard, Schenefeld Mittelholstein neu datiert, Stiftung Krinkberg e.V.,2021

Wikipedia: Bonifatiuskirche (Schenefeld)

Exzellenzcluster ROOTS der CAU, Schenefeld gräbt aus, Präsentation TPE_E

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